Ganesh Women
Für ein armes Land wie Nepal ist der Weg hin zur Selbstverständlichkeit der bestärkten, chancenreichen Frau noch weit. Nepalesinnen müssen früh im Haushalt helfen, sich um kleinere Geschwister kümmern, gehen nur selten in die Schule und werden oft vor ihrer Volljährigkeit verheiratet. Wir rufen deshalb seit 2021 Projekte ins Leben, die explizit Frauen unterstützen. Wir schützen Frauen und Mädchen in Nepals Dörfern vor der Ausgrenzung zur Zeit ihrer Menstruation, wir leisten Aufklärungsarbeit und wir ermöglichen all unseren Mitarbeiterinnen, neben ihrer Arbeit, die ihnen Schutz und Selbstständigkeit verleiht, lesen und schreiben zu lernen.
Tabuthema Menstruation
Die Menstruation ist in vielen Kulturen weltweit bis heute ein Tabuthema. Für Mädchen und Frauen in Armut bedeutet die regelmäßige Anschaffung von Hygieneprodukten eine große finanzielle Belastung. Hinzu kommen Stigmatisierung und teilweise körperliche Beschwerden, durch die manche von ihnen jeden Monat bis zu fünf Unterrichts- oder Arbeitstage verpassen. Die Voraussetzungen für Mädchen und Frauen sind in Nepal besonders problematisch. In der Gesellschaft herrscht wenig Wissen rund um die Bedeutung der Periode. So kommt es zu folgenreichen Vorurteilen. In den Dörfern Nepals haben die Menschen zudem keinen Zugang zu Produkten für die Monatshygiene und behelfen sich deshalb mit alten Stofflappen und Kleiderfetzen.
Von Frauen
In unserer eigenen Werkstatt werden die Ganesh Hygienepakete hergestellt und zusammengestellt. Die diskreten Pakete umfassen sechs waschbare Menstruationsbinden aus Baumwolle und ein Stück Seife für Mädchen und Frauen, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Hygieneprodukten haben. Momentan nähen fünf Frauen für das Projekt. Sie kommen aus besonders stark belastenden Verhältnissen. Ihnen bietet die sichere, fair entlohnte Arbeitsstelle, Unabhängigkeit und einen geschützten Raum zum Wohlfühlen.
Für Frauen
Wir arbeiten aufsuchend und dadurch besonders niedrigschwellig. Wir fahren zu Schulen und in Dörfer und arbeiten mit anderen Hilfsorganisationen zusammen, über die die Binden zum Beispiel in Krankenhäusern verteilt werden. Das heißt, dass wir mit unserer Verteilung der Hygienepakete die Mädchen und Frauen dort erreichen, wo sie sind. So können wir miteinander ins Gespräch kommen und über die Nutzung der Binden, deren Reinigung und über das Thema Menstruation im Allgemeinen aufklären.
Hilfe auf Augenhöhe
Wir holen die Mädchen und Frauen dort ab, wo sie sind. Für viele von ihnen ist das Thema sehr schambesetzt, manche wissen schon einiges über die Menstruation, andere fast nichts und begegnen dem Thema anfangs ängstlich. Wir nehmen uns Zeit zur Aufklärung, aber auch zur Evaluation. So fahren wir Verteilungsorte nach einer Zeit erneut an, um Feedback einzuholen und uns die Ideen zur Verbesserung der Binden von den Expertinnen selbst anzuhören, die Frauen, denen die Binden von Ganesh zu mehr Freiheit und Selbstbestimmung verhelfen.
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“Unberührbares Wesen”
Das traditionelle Wegsperren während der Monatsblutung
"Chaupadi" nennt sich die in allen Kasten des Hinduismus tief verwurzelte Praxis, die sich mit "unberührbares Wesen" übersetzen lässt. Dem Glauben nach gelten Frauen und Mädchen während ihrer Menstruation als unrein. Infolgedessen werden sie während ihrer Monatsblutung aus dem Haus verbannt. Es ist ihnen verboten, andere Menschen sowie die meisten Lebensmittel zu berühren, weshalb sie sich nur von Brot und Salz ernähren dürfen. Seit 2005 gibt es ein Gesetz, das die Chaupadi-Praktik verbietet, allerdings ist der Glaube so tief in der Gesellschaft verwurzelt, dass der Brauch in vielen Gebieten, besonders im mittleren und tiefen Westen Nepals, immer noch stark verbreitet ist. Viele Frauen müssen bis heute zu Beginn ihrer Menstruation für mindestens fünf Tage in Lehmhütten oder Viehställen schlafen. Waschen dürfen sie sich nur an so genannten "chaupadi dhara", weit entfernt vom Rest des Dorfes. Es ist schon häufig vorgekommen, dass Mädchen und Frauen an Unterkühlung, Schlangenbissen oder Ähnlichem starben, während sie aus dem Haus verbannt waren. Durch die “Chaupadi” sind sie nicht nur Gefahren ausgesetzt, sondern haben auch extreme Bildungsnachteile, da sie in der Zeit weder lesen noch schreiben dürfen und die Schule nicht besuchen können.
Wir haben bereits...
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Nepali Unterricht
Während in Deutschland weniger als ein Prozent der Bevölkerung zu Analphabet:innen gezählt wird, sind es in Nepal knapp die Hälfte aller Frauen und ein Viertel aller Männer. Obwohl 97% der Kinder in Nepal an einer Schule angemeldet werden, schließen nur ca. 70% von ihnen die Grundschule ab. 44,4% der Frauen und 23% der Männer haben nie eine Schule besucht. Die Gründe für die massiven Bildungslücken und die Chancenungleichheit sind vielfältig. Viele Kinder armer Familien müssen im Haushalt helfen oder arbeiten gehen. Nach den schrecklichen Erdbeben in 2015 ist bis heute nicht jede Schule in den abgelegenen Dörfern Nepals wiederaufgebaut. Außerdem kommt es häufig zu frühen Schwangerschaften. Wegen der Diskriminierung junger Frauen während ihrer Menstruation, wenn sie keinen Kontakt zu Anderen haben dürfen, besuchen viele Mädchen die Schule unregelmäßig.
Jeden Freitag nach dem Mittagessen treffen sich nun die Frauen, die im Kinderheim und für Ganesh Women arbeiten, für eine Stunde Nepaliunterricht. Chandrakala, die kleine Schwester von Durga Chettri, die erst seit einigen Monaten im Kinderheim arbeitet, bringt den anderen mit wundervoller Hingabe zunächst das nepalesische Alphabet bei. Als die jüngste Mitarbeiterin ist sie die einzige, die die zehnte Klasse abgeschlossen hat. Die anderen sind für diese Bildungsmöglichkeit sehr dankbar.